Astronomie und Astrologie

Unterschiedliche Entwicklungen

Beide Disziplinen waren im Altertum eng verwandt. Die Astronomie lieferte die mathematischen Berechnungen und die Astrologie deutete den Sinn des himmlischen Geschehens.

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Astronomen waren zugleich auch Astrologen

Aristarchos von Samos (~310 – 230 v. Chr.) vertrat die These, die Sonne stehe im Zentrum des Weltalls. Bis ins späte Mittelalter hinein waren Astronomen zugleich auch Astrologen. Sie beobachteten die Bewegungen der Sterne und Planeten unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten und sagten gleichzeitig das Schicksal der Menschen anhand der Sterne voraus.

Nicht nur weltliche, auch kirchliche Oberhäupter verließen sich auf Astrologen, die ihnen vorhersagten, wann eine Handlung unter einem „günstigen Stern“ stand. Im Jahr 1520 ließ Papst Leo X. an der päpstlichen Universität in Rom sogar einen Lehrstuhl für Astrologie einrichten.

Astrologische Prognosen von Mathematikprofessoren

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Was schließlich zur Verbannung der Astrologie aus der Universität führte, war Folgendes: Es waren Mathematiker, die Horoskope errechneten. Damals, bevor Kepler die Geheimnisse der Planetenbahnen entschlüsselte und 1627 die Rudolphinischen Tabellen – die ersten Ephemeriden – herausgab, war ein Horoskop ein aufwändiges Rechenwerk.

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Mathematikprofessoren waren außerdem verpflichtet, Almanache mit astrologischen Prognosen herauszugeben. Das fanden einige Mathematiker verständlicherweise sehr lästig. Diese Almanache enthielten Prognosen zum Wetter und zur Politik, und ihre Qualität variierte sehr stark. Einige glichen sensationslustigen Massenmedien oder beabsichtigten sogar, die Astrologie ins Lächerliche zu ziehen.

Der Einfluss auf das politische Geschehen

Solche Almanache, die auch von anderen Astrologen hergestellt wurden, waren sehr populär und wurden von vielen Menschen ernst genommen. Das hatte zur Folge, dass Prognosen zur Politik richtige politische Krisen auslösen konnten. Wenn der Almanach diesen oder jenen Politiker bevorzugte, hatte das sogar starken Einfluss auf das politische Geschehen, so sehr, dass die Regierungen begannen, in der Astrologie eine echte Bedrohung zu sehen. Auch dem Papst war das astrologische Tun der Geistlichen ein Dorn im Auge.

Die Verbannung von den Universitäten

Man fand eine radikale Lösung. Neue Gesetze schränkten die astrologischen Almanache ein oder verboten sie. Die Astrologie wurde komplett von der Universität verbannt. Dies geschah in verschiedenen Ländern mit unterschiedlicher Härte. Das ging von der einfachen Schließung des Lehrstuhls Astrologie bis zur Ausmusterung der astrologischen Bibliothek. 1835 wurde in Erlangen der letzte astrologische Lehrstuhl geschlossen.

Auch Kepler konnte den Bruch nicht verhindern

Nach der Renaissance war jeder Hauch von Mystik und Magie aus der Natur verschwunden, nun versuchte man, alles rational zu erklären. Der All-Einheits Gedanke war aus dem Weltbild der Menschen verbannt worden. Die Astronomie wurde folglich zu einer wissenschaftlich anerkannten Methode, für die Astrologie war jedoch kein Platz mehr. Tycho Brahe („Contra astrologos pro astrologia“ (Übers.: „Gegen die Astrologen und für die Astrologie“. Er kritisierte also die Astrologen, verteidigte jedoch die Astrologie.  … und Kepler waren die letzten, die beides praktizieren. Sie konnten den Bruch nicht verhindern.

Die Geschichte der Astrologie

Ursprünge und Entwicklung

Die Astrologie wurde zunächst für das Staats- und Gemeinwesen angewandt. Erst seit der Antike begann man das Schicksal des Einzelnen und dessen Zukunft mit Hilfe des Horoskops zu deuten.

Stonehenge

Die ersten Spuren

Steinzeit: Die gewaltigen Monolithe aus dem englischen Stonehenge sind der erste Sonnenkalender der Menschheit und stammen aus der Steinzeit. Sie dienten zur Bestimmung der Sonnenwenden und der Jahreszeiten.

4000 v. Chr. in Mesopotamien: Fund von in Stein gehauenen Tierkreissymbolen. Die Astrologie wurde von babylonischen Priestern entwickelt, die Himmelsphänomene beobachteten und deuteten. Davon zeugen noch die imposanten zwei bis siebenstufigen Zikkurate, die errichtet wurden, um die Menschen mit dem Himmel zu verbinden. Sieben Stufen für sieben Himmel, sieben Ebenen des Seins und sieben Planeten.

3.000-2000 v. Chr. in Kroatien: Astrologische Tafel mit Darstellungen des Tierkreises.
China: Entwicklung einer Sternkunde mit Voraussagen astrologischen Charakters.
Ägypten: Sonnenreligion mit astrologischen Elementen, Tierkreis von DENDERA – älteste erhaltene Zeichnung des Tierkreises, genaues Alter unbekannt.

2000-1000 v. Chr. in Europa: Himmelsscheibe von Nebra – diente vermutlich  als astronomische Uhr.

Indien: Astrologische Texte in den Veden. Astronomie

Ephemeriden1000 – 500 v. Chr.: Manuskripte von Dscha’far ibn Muhammad Abu Ma’schar al-Balchi – iranischer Astronom  und Astrologe.

Assyrischer König Assurbanipal – 4000 Keilschrifttafeln zur Lehre von den Gestirnen „MUL – APIN“ – drei Tontafeln, mit astronomischem Inhalt. Beobachtung und Vorhersage von Sonnen- und Mondfinsternissen, die von Priestern interpretiert wurden.

500 v. Chr. – 500 n. Chr in Babylon: Belege für die Existenz des zwölfteiligen Tierkreises zu jeweils 30°.
Kalender astrologischen Inhalts in den Grabmälern des 6. und 9. Ramses zu Theben.
Griechenland: “Tetrabiblos” des Claudius  Ptolomaeus, das klassische Werk der antiken Astrologie.
Perserkönigs XERXES bringt die Astrologie nach Griechen­land.

500 n. Chr. – 1500 n. Chr. in Westeuropa: bis Mitte des 12 Jh. verboten, zwischenzeitlich wurde das Wissen in Sizilien und Spanien kultiviert.
800 n. Chr.: Wiederbelebung der Astrologie unter Karl dem Großen
14. Jh. Lehrstühle für Astrologie an vielen Universitäten (Paris, Padua, Bologna, Florenz, Oxford u.a.)
15 Jh.: Buchdruck – Verbreitung astrologischen Wissens, 6200 Bücher wurden gedruckt.

16/17. Jh.: Das heliozentrische Weltbild (Planeten bewegen sich um die Sonne) setzt sich durch. Trotzdem sind große Astronomen wie Kopernikus, Tycho Brahe und Kepler weiterhin Anhänger der Astrologie.

17. Jh.: Italien: Placidus de Titis (Astrologe, Mathematiker und Physiker) entwickelt die Methoden weiter.

18/19. Jh.: Zunehmende Ablehnung der Astrologie durch die Aufklärung.

1817: Deutschland: Der letzte Lehrstuhl für Astrologie an der Universität (Würzburg) wird geschlossen.

19. Jh.: Renaissance der Astrologie, in Großbritannien den Niederlanden, Frankreich und Deutschland.

20/21. Jh.: Brückenschlag zur Psychologie (z.B. C.G. Jung) und zu anderen Wissenschaften.

2005 Gründung der Berufsgruppe der gewerblichen Astrologen in der Wirtschaftskammer Wien.